… zu Beginn des 20. Jahrhunderts, am Beispiel des fotografischen Nachlasses von Johann Jakob Greuss (1876–1956)
Der fotografische Nachlass des (Johann) Jakob Greuss, eines Fotografen und Verlegers, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Egg im Bregenzerwald (Vorarlberg/Österreich) gelebt hat, umfasst 964 Fotografien, die als Glasplatten-Negative der Obhut des Bregenzerwald Archivs in Egg unterliegen. Greuss wurde am 6. Juli 1876 geboren und starb am 1. Jänner 1956. Er hinterließ keine Nachfahren, über sein Leben geben nur wenige schriftliche Nachweise Auskunft. Die Recherche im Zuge der Master-Thesis wird aus diesem Grund unter anderem auch Interviews mit Zeitzeugen beinhalten, die den Fotografen noch persönlich gekannt haben, um neben der Bearbeitung seines Werkes auch mehr über die Person, die dieses geschaffen hat, zu erfahren.
Der Nachlass wurde in dieser Art, d.h. einer theoretischen Untersuchung mit Darstellung der Erkenntnisse und der Fotografien an sich in einem Medienprodukt, zuvor noch nicht präsentiert. Das Bregenzerwald Archiv stellt die bereits digitalisierten Fotografien für die Master-Thesis zur Verfügung und leistet zudem Hilfestellung in Bezug auf Recherche und Theorie. Die umfangreiche Sammlung bietet einen Einblick in die Arbeitsweise und Inszenierung in der Fotografie dieser Zeit und ist zudem eine soziale Studie, welche die Menschen, ihre Arbeit und ihr Leben im Dorf dokumentiert. Johann Jakob Greuss, der seine Fotografien in seinem kleinen Verlag auch in Form von Ansichtskarten publizierte, war als Fotograf wichtiger Chronist der Geschehen im Dorf. Seine Arbeiten repräsentieren die Bedeutung des Mediums Fotografie und dessen Einsatz, welchem – im Gegensatz zur heutigen Zeit – eine ausgewählte Momentaufnahme und Inszenierung vorausging. Die Fotografien umfassen unter anderem Porträts von Familien, Einzelpersonen und Vereinen, Feierlichkeiten des dörflichen Lebens, „Sterbebildchen“, Menschen im Alltag oder bei der Arbeit und Motive, die speziell für Ansichtskarten inszeniert und nachbearbeitet wurden.
Die Masterarbeit umfasst neben der theoretischen Aufarbeitung dieses Nachlasses die Gestaltung von mehreren Medienprodukten in Form eines Buches, Plakaten – unter anderem mit einem Interview des bekannten Fotohistorikers Timm Starl – und einer Installation, welche die gewonnenen Erkenntnisse und eine Auswahl an Fotografien aus dem Nachlass präsentieren und die fotografische Arbeitsweise von Johann Jakob Greuss als Rekonstruktion beschreiben und nachvollziehbar machen.
Auf Grundlage der Masterarbeit entstand unter dem Titel „Silbers(ch)icht“ eine Ausstellung im Egg Museum, in welcher das Dispositiv zum Einsatz kam. Eine zusätzliche Installation ließ die Besucherinnen und Besucher tiefer in das Werk des Fotografen eintauchen.