opening the blackbox

Diese Arbeit bietet ein Konzept für eine Begleitausstellung zum Symposium über Medienarchäologie an der Fachhochschule Vorarlberg. Aus dem weitläufigen Gebiet der Medienarchäologie wurden vier der essentiellsten Themen herausgear- beitet und als Installation kon- zipiert. Diskurse und Theorien über Materialität, Haltbarkeit, Geschwindigkeit und Codierung von Medien wurden abstrahiert und werden in diesem Ausstellungs- Konzept in vier begehbaren schwar- zen Boxen erfahrbar gemacht.



Codierung:

Informationen wird auf ihrem Weg vom Sender zum Empfänger immer wieder neu übersetzt werden. Jedes Medium setzt einen eigenen Code ein, mit dem die Informationen übertragen und empfangen werden. Die dadurch codierte Information ist für den Menschen während der Übertragung unverständlich. Um sie wieder verständlich zu machen, ist also immer eine Schnittstelle nötig, welche den Code des Übertragungsmediums versteht und die Information dementsprechend übersetzen kann.

Diese Codierungsproblematik wird mittels Zeichenfragmenten visualisiert. Diese Fragmente hängen scheinbar unorganisiert (unverständlich) im Raum. An den Wänden, die den Eingang zur Box flankieren, sind zwei Lichtquellen positioniert, welche die Fragmente beleuchten. Durch die Beleuchtung der Zeichenfragmente von zwei unterschiedlichen Positionen aus fügen sich deren Schatten auf der jeweils gegenüberliegenden Wand zu zwei unterschiedlichen Übersetzungen zusammen:

„1010101“ und „CODE“. Während die
Zeichenfragmente ohne die Beleuchtung völlig unverständlich sind, nimmt das Licht die Rolle des Übersetzers ein.



Geschwindigkeit:

Im medialen Kontext schrumpft das Verhältnisses zwischen Raum und Zeit immer weiter. Diese Entwicklung ermöglicht es, Informationen von einem zum anderen Ende der Welt in einem Augenblick zu übertragen, während ein Brief im 19. Jahrhundert noch mit ca. 10 km/h in der Postkutsche unterwegs war.

Nach richtiger Positionierung, dringt durch eine dreieckige Öffnung an der Vorderseite der Box Licht ein und projiziert eine Pfeilform auf den Boden des Innenraums. Dieser Pfeil läuft im Inneren der Box, nach dem umgekehrten Prinzip einer Sonnenuhr, von rechts nach links. Auf dem Boden des Innenraums ist eine auf beiden Seiten beschriftete Zeitskala aufgezeichnet. Sie ist so beschriftet, dass zwei unterschiedliche Distanzen, die Informationen mittels zweier unterschiedliche Medien (Glasfaserkabel & Postkutsche) zurücklegen, abgelesen werden können. Durch diese enormen Distanzunterschiede (z.B.: 10m in einer Stunde vs. 720.000 km in einer Stunde) werden die Auswirkungen der medialen Entwicklung auf das Verhältnis von Raum und Zeit veranschaulicht.



Materialität:

Das Material spielt in der Medienarchäologie immer wieder eine tragende Rolle. Das Material des Mediums geht dem Inhalt immer voraus.

Die Information ist also abhängig von der Materialität des Mediums, auf dem sie übertragen wird. Unterschiedliche Materialien bringen immer auch unterschiedliche Möglichkeiten und aber auch Beschränkungen mit sich, denen sich die zu übertragende Information anpassen muss. Einige der bedeutendsten Medientheoretiker behandeln dieses Thema sehr intensiv. Marshall McLuhans Diktum: „The medium is the message“ beschreibt genau diese Abhängigkeit der Information vom Medium.
In dieser Blackbox wird die mediale Materialität der letzten 200 Jahre erlebbar gemacht: Von geschriebenen und gedruckten Informationen auf Papier zu elektronischen Signalen im Kupfer und Lichtsignalen im Glasfaserkabel bis hin zu unsichtbaren elektromagnetischen Wellen in der Luft. In dieser Blackbox wird die Materialität der Medien in einer Komposition der Materialien erlebbar gemacht.



Haltbarkeit:

Medien haben sich so entwickelt, dass eine größere Menge an Informationen immer schneller auf immer schwerer erfassbaren medialen Netzwerken transportiert werden. Diese steigende Entwicklung der Menge und Geschwindigkeit bringt allerdings auch eine Verringerung der Haltbarkeit und Wertigkeit der Informationen mit sich.

Während noch vor hundert Jahren jeder Brief wertgeschätzt und aufbewahrt wurde, wird heute im 21. Jahrhundert fast jedes Mail früher oder später wieder gelöscht, und verschwindet damit für immer. Alte Manuskripte liegen heute in Archiven, wo sehr auf ihren Erhalt geachtet wird, während digitale Medien im Rekordtempo nicht einmal mehr lesbar sind, da die dafür notwendige Software (zur Decodierung) veraltet ist.

In dieser Blackbox wird das Thema der verkürzten Haltbarkeit von Informationen behandelt. Symbolisch für die digitalen Medien wird eine Nebelwand von hinten durch einen Beamer mit typisch digitalen Medien aus dem Internet bespielt. Durch die Nebelwand wird bereits eindrücklich, dass diese Informationen, die sich noch dazu ständig ändern, nur eine sehr geringe Haltbarkeit aufweisen und sich in kürzester Zeit in Luft auflösen. Schreitet man nun durch diese Nebelwand, kann im Schutz der Holzbox ein in Panzerglas gefasstes, handschriftliches Manuskript aus dem 18. Jahrhundert entdeckt werden, welches die Haltbarkeit vergangener Medien repräsentiert.